Könnten wir nicht in unseren internationalen Kalender einen neuen Feiertag eintragen? Das Datum wäre noch zu überlegen, doch warum nicht gleich den 13. Juli nehmen für den Tag des Konsumenten? Mir ist bewusst, dass dies nicht gender-korrekt ist. Es könnte einen Tag der Konsumentin dann am 14. Juli geben, wie wäre das? Aber um das geht es ja gar nicht.
Internationaler
Tag des Konsumenten
Der Tag des Konsumenten wäre eine Art Feiertag, an dem die Wirtschaftsbosse all die Menschen würdigen und ehren, die bereit sind ihre unnötigen, ungesunden und qualitativ minderwertigen Produkte zu kaufen ohne sie überhaupt wirklich zu brauchen. Sie würden sozusagen Danke sagen all jenen, die selbstlos ihre Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden auf’s Spiel setzen, um uneigennützig die Wirtschaft anzukurbeln und den Managern und Aktionären ein gutes erfolgreiches Leben zu ermöglichen.
Denn es ist wahrlich großartig, wie Konsumenten und Konsumentinnen aufopferungsvoll vieles entbehren für diese Rolle, die sie übernommen haben. Sie akzeptieren Bewegungsmangel, Übelkeit, leichtere und schwerere Erkrankungen, Entfremdung von der Natur, Vergiftungen, Hautreizungen, Vereinsamung, um nur einige zu nennen. Was ihnen von Natur aus zustünde, Gesundheit, gute Luft, Spiel, Sport, Bewegung, gesunde Ernährung und eine lebenswerte Umwelt, schlagen sie in den Wind um ihren Beitrag zu leisten für jene, die zwanghaft ihr Geld und ihren Einfluss vermehren wollen.
Es sind wahrhaft Helden, diese Konsumentinnen und Konsumenten! Ein Ehrentag steht ihnen wirklich zu, wenn er auch niemals wirklich dem geleisteten Einsatz gerecht werden kann. Doch was könnte zumindest symbolisch die Wertschätzung zum Ausdruck bringen? Wie könnten die, die tagtäglich vom Einsatz der Konsumenten und Konsumentinnen profitieren, ihre Anerkennung zeigen?
Naheliegend wäre es vermutlich, wenn an diesem Tag manche Produkte gratis angeboten würden. Im besten Fall solche, die eher wenig Schaden anrichten, wie ein einheimischer Apfel, oder ein Notizblock aus heimischem, FSC zertifiziertem Papier.
Oder es wäre ein konsumfreier Tag! Die Gefeierten wären entbunden von ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit. Keine Werbung in den Medien, sämtliche Plakate durch schöne Bilder ersetzt, kein Fernsehen, kein Internet, die Geschäfte geschlossen und die Menschen ihrer Freiheit überlassen. – Natürlich bedürfte das wochenlanger, wenn nicht monatelanger Vorbereitung, denn Konsumenten und Konsumentinnen, die ihre Aufgabe tatsächlich ernst nehmen, fiele es wohl schwer, diese Verantwortung auch nur einen Tag loszulassen.
Manche würden vielleicht denken, man traue ihnen diese schwere Last nicht zu, man hielte sie für schwach oder unwillig.
Vielleicht würden sie sich sogar heimlich doch von der geselligen Runde ihrer Lieben zurück ziehen um ein – extra für diesen Zweck zurückgelegtes – Werbeflugblatt zu studieren. Vielleicht würde der eine oder die andere doch aus dem Gefrierfach „Tante Hildes Fertigsonntagsbraten“ auftauen, – der von Fließbandköchen in Taiwan fachgerecht für den Endverbraucher gewürzt, zubereitet, konserviert und anschließend um die halbe Welt geschickt worden ist, – um dem weltweiten Handel keinen Einbruch zu verursachen.
Ein Vorbereitungskurs könnte hilfreich sein: „Wie verbringe ich einen konsumfreien Tag?“ Themen wie „Die Menschen in meiner Küche sind meine Familie, – wie kann ich mich mit ihnen verständigen?“ und „Wie komme ich mit einem Blickfeld größer als dem Monitor meines Smartphones zurecht?“, oder „Ein Gespräch ohne Daumen führen“, oder „Mein Essen ohne Karton und Folie“ würden diesen Tag gut vorbereiten. Für Fortgeschrittene könnte angeboten werden: „Ich habe einen Körper, – was tun?“ oder „Eigene Entscheidungen treffen – Utopie oder Möglichkeit?“
Es könnte aber auch sein, dass das Management der Industrie und die Aktionäre ganz andere Ideen hätten, wie ihren Wohltätern angemessen zu danken wäre. Ich könnte mir vorstellen, wie weltweit riesige Flächen Waldes abgeholzt und in schlecht bezahlter Schichtarbeit unter gesundheitsschädlichen Bedingungen steuerlich absetzbare Werbegeschenke produziert werden mit Aufdrucken wie: „Konsum ist cool!“ oder „We love Konsumenten“. Die werden dann an diesem Tag vor Supermärkten und Einkaufszentren verteilt, wo Jahrmarkt-ähnliche Veranstaltungen mit Gewinnspielen stattfinden und die Menschen überschwänglich in ihrer Verantwortung als Abnehmer all diesen Plunders bestärkt und ermutigt werden.

Augenzwinkernd
Gabi