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Reisetagebuch Tag 2

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Heute Früh war ich schon aufgeregt, weil ich an den heutigen Reisebericht gedacht habe. Mir scheint, als hätten deshalb auch meine Körperübungen länger gedauert, weil ich mich dazwischen immer wieder besinnen musste, ganz da zu sein! Atmen, spüren, meinen Körper an diesem neuen Tag willkommen heißen. Ankommen.

Ich habe bereits Brotteig geknetet heute. Wundervoll! Wie schön auch, wenn der Teig in seiner Schüssel dann so richtig aufgeht. Und wenn er schließlich ein leckeres, flaumig-feines Brot wird beim Backen. Darauf freue ich mich jedes Mal.

Brotteig

Wie schön, wenn etwas zum richtig-gut-Werden Zeit hat! Zum Reifen. Zeit …!

Dabei denke ich an Vertrauen, an Loslassen, an so-sein-Lassen.

Vorhin ist mir so völlig klar geworden, dass wenige Kinder gegenwärtig dieses Vertrauen, diese Zeit bekommen.

Weil ich mich mit dem Heranwachsen von Menschen beschäftige. Sehr. Mit unserer ganzen Entwicklung, was wir lernen, und was uns auf dem Weg verloren geht. Und was wir tun können, damit es uns nicht verloren geht bzw. damit wir es wieder finden.

Deswegen habe ich auch kürzlich eine Spruchkarte gekauft, auf der folgendes zu lesen ist.ein Kind

Die Karte klebt inzwischen auf der Zimmertür meines Sohnes, wo ich sie von meinem Frühstücksplatz aus sehen kann. Ich habe sie vorhin wieder einmal bewusst gelesen und damit eine Welle der tiefen Erkenntnis losgetreten.

Ein sehr beliebtes Thema in der Diskussion um Schule und Kindererziehung ist ADHS. Die Abkürzung steht für Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Störung/Syndrom. Wie wir von den Medien vermittelt bekommen, handelt es sich um eine ernsthafte psychische Krankheit, und Eltern sind dementsprechend besorgt.

So besorgt, dass sie oft nicht einmal mehr in Erwägung ziehen, dass das Verhalten ihres Kindes vielleicht ganz natürlich ist bzw. ganz natürliche Ursachen hat. Eine Reaktion ist auf etwas, das es tagtäglich erlebt. Seine persönliche Imitation seiner Umwelt.

Mir ist klar geworden, dass die Gesellschaft ADHS hat!

Wir als Gesamtheit haben ein Aufmerksamkeits/Hyperaktivitätssyndrom! Mit unserem Radiogeplapper gleich in aller Früh, hektischer Musik, bedrohlichen Nachrichten von irgendwo weit weg; mit dem stressigen Weg zur Arbeit/in die Schule im morgendlichen Stoßverkehr, vollgestopfe Züge, U-Bahnen, Busse, endlos Autos, jeder für sich, oft rücksichtslos; mit ständiger Erreichbarkeit per Handy, Tablet, Notebook; mit starren Blicken auf Bildschirme überall, so wichtige Informationen, Ablenkungen, Zeitvertreib. Mit Respektlosigkeit gegenüber unseren tatsächlichen, natürlichen Entwicklungsbedürfnissen, die von genormten, fremdbestimmten Lernaufgaben zugeschüttet, durch ständiges Bewerten untergraben und durch vorgegebene Zeitraster zerstückelt werden.

Kinder lernen an Vorbildern. Kinder spiegeln die Gesellschaft wider, in die sie hinein geboren sind.

Kinder, die sehen, dass rund um sie herum niemand bei sich selber ankommt, niemand Ruhe hat, Ruhe ausstrahlt, Kinder, für die Hektik und Stress Alltag sind, und die vor allem erleben, dass ja auch ihnen keine Zeit zum Reifen und richtig-gut-Werden gelassen, kein Vertrauen geschenkt wird, – was sollen sie tun? Wie sollen sie bei sich selber ankommen?

Wertvolle Klarheit.

Ich bin nicht die Gesellschaft. Ich bin ein Teil davon. Ein Teil, der ohne Radiogeplapper in der Früh auskommt, der keinen Fernseher hat, der bewusst achtet, was auf Auge, Ohr, Nase, Zunge und Haut kommt. Und unter die Haut. Ich bin ein Teil, der weiß, dass er selber gestalten kann. Und der darauf achtet, dass mir selbst und auch meinem Sohn Zeit bleibt, Zeit zum Reifen, zum Wachsen, zum richtig-gut-Werden.

Boris-Tiger liegt auf Couchlehne

Kinder, die hyperaktiv sind, denen es schwer fällt sich zu konzentrieren, die ihre Aufmerksamkeit nicht bei einer Sache halten können, sind für mich wie Signallämpchen, die anzeigen: hier stimmt etwas nicht.

Gut, dass sie es zeigen! So können wir Erwachsenen erkennen, wann es wieder einmal gut wäre inne zu halten, durch zu atmen, zu landen, und bei uns selber anzukommen.

Einen wunderschönen Tag, an dem vieles richtig gut wird, wünsche ich uns allen!

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Die Pflanzen zum Blühen bringen

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Ich erinnere mich an meine kraftvollsten Momente, an meine tiefsten Wünsche, meine ältesten Träume.

Nicht immer will ich sie eins zu eins umsetzen, aber sie zeigen mir die Richtung, lassen mich spüren, was mich begeistert, erfüllt, glücklich macht.

  • Ich erinnere mich, dass mich als Kind Opernsängerinnen faszinierten. Sie hatten Ausdruck, eine starke, tragende Stimme, sie waren schön! Das ist nicht das Privileg von Opernsängerinnen, das kann auch ich erreichen!
  • Schlösser und Burgen, alte Gemäuer mit Rundbögen, Säulen, hohen hellen Räumen begeistern mich! Das Alte wurde mit den Händen, oft in liebevoller Kleinarbeit, mit viel Gefühl für menschliche Behaglichkeit erbaut. Das kann ich auch heute noch finden, das kann ich aber auch selbst gestalten!
  • Künstler aller Art, Erfinder, Entdecker, Sturköpfe, die ihren eigenen Weg gehen, ziehen mich an. Ich bin bereit in jedem Menschen diesen Künstler, diese Künstlerin, diese Erfinder, Entdeckerinnen zu sehen, die alle auf ihrem eigenen Weg durchs Leben gehen. Ich schüttle nicht abschätzig den Kopf über ihre unterschiedlichsten Einzigartigkeiten, sondern staune und öffne mich für das, was sie mich lehren können.

Eine Pflanze zum Blühen zu bringen braucht Wissen über ihre Eigenheiten und Bedürfnisse. Über Menschen lerne ich wenig aus Büchern, mehr aus der alltäglichen Kommunikation mit ihnen. Was sie mir sagen, mit Worten, Gesten, Handlungen, bringt in mir etwas zum Schwingen, ob angenehm oder unangenehm, ich lerne.

Das, was ich spüre, nehme ich an. Ich lerne über mich. Kenne ich mich, weiß ich, was ich brauche und was mich ausmacht, dann kann ich mich selbst zum Blühen bringen. Und als Gärtnerin der Menschen anderen zum Blühen verhelfen.

Lilie

by Louise / pixelio.de

Mehr dazu in Kürze!

In großer Vorfreude auf das Kommende,

Gabi Gleiss

Magisterarbeit „Tanz in der Schule“

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Vorwort

Tanzbeine

Foto: Ch. Wlach

Tanzen hat eine große Bedeutung in meinem Leben. Wenn ich mich zu Musik bewege, wenn mich der Rhythmus erfasst und ich meinem Körper freien Lauf lassen kann, dann fühle ich mich ganz und glücklich.

Dass es anderen ebenso geht, konnte ich auf unterschiedliche Weise erleben. In Kursen, an denen ich selber teilnahm, oder solchen, die ich leitete. Oder bei Aufführungen, die uns alle mit Enthusiasmus erfüllten und für eine Weile tatsächlich der Mittelpunkt unserer Welt sein ließen. Ich sah Kinder, die mit freudiger Begeisterung und heiligem Ernst ihre eigenen ausgefeilten Bewegungen kreierten, bevor sie glücklich hinaus zu ihren Eltern liefen und ganz von Selbstbewusstsein und Zufriedenheit strotzten. Und ich durfte eine Klasse von achtjährigen SchülerInnen erleben, die nie zuvor auf einer Bühne gestanden hatten, und die ihre einstudierte Choreografie in wunderbarer Verbrüderung gemeinsam und stolz meisterten.

Guter Tanzunterricht fördert das Beste im Menschen, so bin ich überzeugt. Die Arbeit daran, mit dem ganzen Körper etwas auszudrücken, nichts zu verstecken und mit seinen Gefühlen mit der Musik oder mit anderen Menschen in Resonanz zu kommen, bringt immer wieder neue Entdeckungen über die Welt im Außen, aber auch über uns selber. Der Körper ist unser erstes Kommunikationsorgan, er liebt die Bewegung, er braucht die Bewegung wie die Luft zum Atmen.

Wie es Sir Simon Rattle in dem Film “ Rhythm is it“ ausdrückte: „This is not a luxury, it is a necessity! People need it like the air they breathe and the water they drink.“  (siehe: www.youtube.com/watch?v=_e-cwOn5w3A)

Hier findest du die ganze Arbeit als pdf.

Bitte beachte bei Verwendung von Textteilen oder Bildern aus diesem Dokument die Herkunft anzugeben!  Danke!

Magisterarbeit Gabi Gleiss